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Künstler: God dethroned Album: The toxic touch Erscheinungsjahr: 2006 Anspieltipp: Typhoid Mary Autor: Markus In ihrer nunmehr über fünfzehn Jahre währenden Bandhistorie waren God dethroned eigentlich immer so etwas wie die Lieblingskinder der Musikrezensenten. Spätestens als vor ziemlich genau sieben Jahren „Bloody blasphemy“ das Licht der Welt erblickte, prophezeiten nicht wenige Schreiberlinge dem illustren Quartett aus den Niederlanden den ganz großen musikalischen Durchbruch nebst hohen Albumverkäufen. Leider hat sich diese Weissagung bis zum heutigen Tage nicht bewahrheitet. Stattdessen fristet das Viergespann noch immer sein Dasein als ewige Vorgruppe und konnte bisher nicht in die erste Liga der Death Metal Kapellen aufschließen. Während musikalisch ähnlich gelagerte Formationen wie Amon Amarth oder Hypocrisy seit Jahren konstant hohe Verkaufszahlen vorweisen und mühelos relativ große Konzerthallen füllen, blieb den Holländern bisher nichts anderes übrig, als mit Herzblut im Underground zu verweilen und ihre Anhänger in kurzen Zeitabständen mit hochwertigen Veröffentlichungen und zahlreichen Liveaktivitäten zu beglücken. Diesem soeben geschilderte und keineswegs selbstverschuldete Umstand soll nun endlich abgeholfen werden, steht doch mit „The toxic touch“ dieser Tage das insgesamt siebte Studioalbum der fleißigen Formation in den Plattenläden der hiesigen Bundesrepublik und beeindruckt einmal mehr mit hohem Abwechslungsreichtum, enormer Spielfreude und zahlreichen eingängigen Hymnen. Bereits mit dem Release von „Into the lungs of hell“ hatte sich anno 2003 im Hause God dethroned eine leichte Kurskorrektur angedeutet. Statt über die volle Distanz nach vorne zu knüppeln, präsentieren sich die Käseköppe um „Serpent king“ Henri Sattler erstmals etwas variabler und melodieorientierter. Diese Entwicklung fand im großartigen „The lair of the white form“ ihren vorläufigen Höhepunkt und wird nun auf „The toxic touch“ perfektioniert. Zu deutsch: God dethroned haben insgesamt zehn exzellent durcharrangierte, äußerst couragiert vorgetragene Stücke auf Tonträger gebannt, die sich bereits während des ersten (!) Hördurchlaufs in die Gehirnwindungen des Konsumenten einfräsen. Wer jetzt allerdings auf die Idee kommt, „The toxic touch“ könne keine Langzeitwirkung entfalten, liegt grundlegend falsch. Auch nach der zwanzigsten Rotation im CD-Schacht stellen sich hier mitnichten Ermüdungserscheinungen ein. Dies liegt vor allem in der Tatsache begründet, dass God dethroned Songs entworfen haben, die nicht nur äußerst spannend daherkommen, sondern auch allesamt mit einer unabstreitbar eigenen Identität aufwarten. Bereits der auf das kurze Intro „Faithless“ folgende Quasi-Opener „Hating life“ schert sich einen Dreck um angebliche Death Metal Konventionen und überrascht mit einem äußerst melodiösen, beinahe modernen Gitarrenspiel und graziösem Stakkato-Drumming. Das nun folgende „2014“ ist ein megaeingängig intonierter Banger, welcher sich im Mittelteil in einen wütenden Thrash Metal Bastard verwandelt und sich nicht zuletzt wegen des perfekt in Szene gesetzten Refrains zu einem absoluten Highlight auf „The toxic touch“ mausert. „On wings of pestilence“ erinnert noch am ehesten an die Frühwerke der Formation und hätte bestimmt auch auf dem eingangs erwähnten „Bloody blasphemy“ eine gute Figur gemacht., während im midtempolastigen „The day you died“ oder im phantastischen „Typhoid Mary“ eher epische Töne angeschlagen werden. Neben den soeben aufgeführten todsicheren Hitkompositionen platzieren God dethroned zum ersten Mal in ihrer Bandgeschichte ein reines Instrumentalstück auf einem Studioalbum. „Away from emptiness“ bietet eine willkommene Verschnaufpause, kommt mit einem leicht melancholischen Grundtenor daher und wirkt zu keinem Zeitpunkt nervtötend oder deplatziert. Wer God dethroned nach dem fabelhaften „The lair of the white worm“ keine Steigerung mehr zugetraut hat, muss sich nun eines Besseren belehren lassen. Death Metal Fans, die gerne mal einen Blick über den Tellerrand riskieren, müssen ohnehin zugreifen; aber auch alle anderen Freunde der etwas härteren Gangart dürfen gerne ein oder zwei Ohren riskieren. Dies hier ist ohne Zweifel die Partyscheibe des Jahres. Lasset das Dosenbier kommen!
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